Susanne Matthiessen

Journalistin I Schriftstellerin I Sylterin

Susanne Matthiessen

Journalistin I Schriftstellerin I Sylterin

Das musste mal raus.

Ein neuer Bestseller

Dann mal los!

Wie es war, auf Sylt aufzuwachsen.

Die 80er

Dann mal los!

Sie kennen Sylt? Von wegen!

Das Buch

Ein faszinierender Blick hinter die Kulissen von Deutschlands beliebtester Ferieninsel. Die Suche nach einer Heimat, die es so nicht mehr gibt.

Die Autorin

"Sektflaschen Öffnen" als Kernkompetenz lernte sie schon in ihrer Kindheit. Als gebürtige Sylterin kann sie aber noch einiges mehr.

Die Insel

Wie unter einem Brennglas zeigen sich auf Sylt die Sehnsüchte und Widersprüche der deutschen Gesellschaft in konzentrierter Form.

Ein Blick hinter die Kulissen der Insel

Sylt – verlassen und menschenleer. Susanne Matthiessen ist überwältigt, als sie ihre Heimatinsel im Lockdown zum ersten Mal ohne Touristen erlebt. Auf einmal ist es wieder die Natur, die den Rhythmus des Insellebens bestimmt, das vertraute, dörfliche Miteinander vergangener Zeiten lebt noch einmal auf. Susanne fühlt sich in ihre Kindheit zurückversetzt.

 

Während sie zusammen mit ihrer Freundin die einsame Insel erkundet, bleibt „ihr Sehnsuchtsort“ für Hunderttausende andere Deutsche Sperrgebiet.

 

Die Krise ruft bei Susanne alte Gefühle wach, als Sylt in den 80er Jahren schon einmal Schauplatz gleich drei großer Katastrophen war, Westerland – ausgerechnet – zum Epizentrum der deutschen Punkszene aufstieg. Damals brachen sie und ihre Freunde von der magischen Insel auf. Fast alle schafften den Absprung, doch nicht alle ein Leben auf der Sonnenseite.

 

Mit viel Humor und klug beobachtend erzählt Matthiessen von einer sehr deutschen Insel und von ihren Einwohnern, denen man bis heute anmerkt, dass sie von Strandräubern und Walfängern abstammen.

Susanne Matthiessen, Jahrgang 1963, ist gebürtige Sylterin. Ihr Debütroman „Ozelot und Friesennerz“ wurde zum Bestseller und verkaufte sich mehr als 100.000 mal. Bevor sie anfing zu schreiben, hat sie als Politik-Journalistin und Redaktionsleiterin für namhafte TV-Talkshows wie „Sabine Christiansen“ und „Dunja Hayali“ gearbeitet.

Was die Inselkinder sagen...

"Genauso habe ich die Zeit in Erinnerung. Dieses Buch ist unglaublich wertvoll, wenn man verstehen will, wie Sylt funktioniert."

Karin Börnsen (2)
Karin
Sylterin

"Ich dachte immer, wir hätten eine ganz normale Kindheit gehabt. Bis ich dieses Buch las."

Inselkind Jörg
Jörg
Sylter

"Nur wer die Vergangenheit kennt, kann für die Zukunft etwas ausrichten. Das Buch erinnert uns alle an unsere Verantwortung für die Insel."

Nann
Nann
Sylter

"Großartiger Schreibstil. Ich bin keine Leseratte, aber deine Zeilen ziehen einen in den Bann."

Lars
Lars
Sylter

"Ich bin auch eine von denen, die zurückgekommen sind auf die Insel. Und nachdem ich Susannes Buch gelesen habe, weiß ich auch, warum."

Birgit Hoppe
Birgit
Sylterin

"Ein treffsicherer Blick hinter die Kulissen unserer Heimatinsel. So ist es gewesen."

Sylterin Korne
Korne
Sylterin
"Durch dieses Buch wird alles wieder lebendig - für mich ein echtes Geschenk."
Bettina Auselt
Bettina
Sylterin

"Auf dem Coverfoto stehe ich in der Mitte. Superschlank. Das waren die Achtziger.

Eine Hammerzeit auf Sylt!"

Silke Mazz (2)
Silke
Sylterin

"Ich war mal Popstar, dann Rettungsschwimmerin, jetzt bin ich eine Geschichte in Susannes Buch. Wow."

Sünje Brandung Close
Sünje
Sylterin

"Ich war damals Chef des Fremdenverkehrsvereins in Westerland. Es ist auch meine Geschichte."

Günter Schroeder, Sylt
Günter Schroeder
Sylter

"Sylt hatte in den 80ern einen eigenen Johnny Rotten: mich!"

 

Eine Horde Punks hat sich in der Friedrichstraße niedergelassen. Es mögen in etwa zwanzig Leute sein. Seit Tagen schon campieren sie an der einzigen Brunnenanlage, die Westerland hat. Es ist ein sehr kleiner, runder Brunnen, in dem unsere „Wilhelmine“ sitzt, eine pralle, nackte Frau aus Bronze, die sich hingebungsvoll mit einem Schwamm abseift. Mitten in der Hauptgeschäftsstraße.

Genau hier lagern die Punks, trinken Dosenbier und grölen herum. Gegen Abend verbreiten sie am Strand Angst und Schrecken, indem sie aggressiv betteln, Urlauber aus ihren Strandkörben vertreiben und zum malerischen Sonnenuntergang den Ghettoblaster aufdrehen und die schöne Stimmung kaputt machen. Sie lassen ihre Hunde frei herumlaufen, obwohl das am Hauptstrand verboten ist. Helga, die Bedienung vom Café Orth, hat meiner Mutter erzählt, dass die Punker im Vorbeigehen den Gästen auf der Terrasse den Kuchen vom Teller reißen. „Den Wienerwald drüben haben sie auch schon überfallen und sich einfach halbe Hähnchen mitgenommen.“ Wer sich beschwert, wird angebrüllt und mit Schimpfworten belegt, die man noch nie gehört hat. „Muss man sich das noch länger gefallen lassen“, hat Helga meine Mutter gefragt, „wo ist eigentlich die Polizei?“

Die lässt der Jugend ihren Lauf. Überall in Deutschland gehören Punks mittlerweile zum alltäglichen Straßenbild, und solange wir auf Sylt keine Verhältnisse wie in der Hamburger Hafenstraße haben, wo es regelmäßig zu gewalttätigen Straßenschlachten zwischen Polizei und Hausbesetzern und deren Sympathisanten kommt, sieht die Polizei keinen Grund einzuschreiten. Das bisschen „Keine Macht für niemand“ in der Westerländer Innenstadt wird die Insel schon aushalten, findet Polizeichef Peter Iden, der sich 1984 extra von Kiel auf die Insel hat versetzen lassen, auf dieses „Stück heile Welt“, wie er es ausdrückte. „Mir gefällt’s auch nicht. Aber ich kann denen ja nicht vorschreiben, was sie anziehen sollen.“ „Die grölenden Punks sind schlimmer als die toten Seehunde“, darin sind sich Helga vom Café Orth und meine Mutter einig. Das eine sei eine vom Himmel geschickte Naturkatastrophe, das könne man aushalten, aber die Punks mit ihren „Macht kaputt, was euch kaputt macht“-Parolen, die müssten jetzt endlich mal weg. Die gehören nicht hierher. Die stören das Bild. Die sind nicht gesund.

Ein Schinken für Bundeskanzler Helmut Kohl. Überreicht von unserem Westerländer Schlachtermeister Jupp Thevis (ganz links im Bild).

 

Als die Punks in Westerland einfielen,
gingen die Umsätze in den Keller.

„Der eine hat gestern eine Bierdose gegen unser Schaufenster geworfen und gerufen, er zündet unsere Pelze an“, empört sich meine Mutter. Es sei ein junger Mann Anfang zwanzig gewesen mit einem wagenradgroßen feuerroten Irokesen auf dem Kopf. „Den müsste man doch relativ schnell identifizieren können.“ Von seiner Freundin sei sie dann auch noch als „alte Kröte“ beschimpft worden. Unverschämtheit. „Das Mädchen hatte eine weiße Ratte auf der Schulter. Den Schwanz der Ratte hatte sie im Mund. So kann man doch mit Tieren nicht umgehen.“ Das sagt meine Mutter, während sie die neuen Fuchsmäntel ausschüttelt, damit das Fell schön fluffig wird und glänzt.

Die Punks sind neben dem Seehundsterben das zweite Trauma unseres Bürgermeisters Volker Hoppe. Mit Schaudern erinnert er sich an den Besuch von Helmut Kohl, der auf seiner Bädertournee im Sommer in der Fußgängerzone von Westerland mit den Punks zusammenstieß. Im Vorlauf der Bundestagswahl 1987 war ein Triumphzug entlang der Friedrichstraße und über die Kurpromenade geplant. Ein „Marathon der guten Laune“, wie DIE ZEIT es beschrieb. Ein Heimspiel zusammen mit Gerhard Stoltenberg, Schleswig-Holsteins Leuchtturm in Bonn. Zielgenauer konnte Helmut Kohl seine CDU-Wähler nicht treffen als auf Sylt. „Die Leute haben Zeit, sind entspannt und hören mir deshalb auch gerne zu.“ In der Nordsee baden kam für den Bundeskanzler zwar nicht infrage, aber in der Menge baden, dafür war Westerland ideal. „Weiter so, Deutschland“, mit dieser Wahlkampfparole zog Kohl vom Bahnhof Richtung Strand und mitten hinein in den Punkerpulk am Wilhelmine-Brunnen. Eigentlich wollte er über „Stabile Preise! Sichere Renten! Mehr Arbeitsplätze!“ sprechen. Aber dann traf er auf Pfuschi.  (…)

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